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Monthly Archives: February 2018

taz article

 

Die Gegenstände werden das Ich überdauern, „nichts ist so ephemer wie ich selbst“, weiß die Erzählerin, die ihre Ambivalenzen, ihre „Schwierigkeit mit dem Präsens“ zum Ausgangspunkt ihrer Suche macht und sich im Schreiben mit ihrem Leben verbündet. Sie muss in Gedanken nur eine Schublade des alten Küchenschranks auf Staten Island öffnen oder die italienischen Lesefibeln vor sich sehen, oder sich daran erinnern, wie sie „in diesem riesigen Königreich unserer Kindheit“ für den Bruder „wissenschaftliche Tatsachen“ über das Universum erfand, und es ist, als würden die Figuren sich in Bewegung setzen, als könnten sie der Erzählerin sogar ins Wort fallen, so lebendig werden sie im Bild dieser Sprache.

Das ist hohe Kunst und beweist den Reichtum dieses Buchs, dem es gelingt, sich von allen Belangen der Selbstbehauptung zu lösen und einen Raum zu schaffen, in dem man als Leser tatsächlich den Eindruck hat, genauer denken, deutlicher sehen zu können. Empfindsamer zu sein.

— Elisabeth Wagner in der taz, Wochenendausgabe, 10. Februar 2018

 

“Everything I see around me, everything I touch: the chair I am sitting in, the paper I am writing this on, none of it is as ephemeral as I.” The narrator of Wie viele Tage takes her ambivalence, her “difficulty with the present tense” as the departure point of a quest in which writing becomes a means of merging with life. In her mind, she need only open a drawer in the old kitchen cabinet on Staten Island or imagine the Italian language primers from school or remember how, “in this vast empire of our childhood,” she invented “scientific facts” about the universe for her brother, and already the figures are set into motion, and it’s as though they could interrupt the narrator at any moment—that’s how alive they become in this writing’s imagery. This is a high art, and it testifies to the richness of a book that succeeds in freeing itself from any concerns of self-assertion to create a space in which the reader indeed begins to think more precisely, see more clearly—and become more receptive and sentient.”

Elisabeth Wagner in the taz, weekend issue, February 10–11, 2018