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Monthly Archives: September 2017

Come today to the Parataxe presentation at 8 pm
in “ausland,” Lychener Str. 60, 10437 Berlin.
Readings by MARIE-PASCALE HARDY (Canada/Berlin) and BRYGIDA HELBIG (Poland/Berlin), moderated by our very own Katy Derbyshire (UK/Berlin).
We’ll also be celebrating the release of the third issue of Berlin’s online literature magazine for writers writing outside the German language: stadtsprachen.de.

27 texts by 25 Berlin-based authors and translators in 10 languages ranging from Arabic and Mandarin to Yoruba – in the original and the majority in German translation.
It’s a unique achievement and an ambitious project, so come and enjoy!

PARATAXE – die internationalen Literaturszenen Berlins
stadtsprachen – Magazin der internationalen Literaturen Berlins
c/o Berliner Literarische Aktion e.V.
Kastanienallee 2
D – 10435 Berlin
Tel.: +49(0)30/53155963
www.stadtsprachen.de
www.berliner-literarische-aktion.de

 

stadtsprachen-release_cover no 3

Wie viele Tage will be published by Literaturverlag Droschl, Graz, in February 2018.

Listen to the clip on youtube:

 

Quicktime photo

 

Ein paar Nachbarn trafen ein; einer der Männer aus dem Haus nebenan, wo zwei Stanleys und zwei Wandas wohnten und ein Polizist namens Jim, der an jedem 4. Juli zu Sonnenuntergang das opulenteste Geheimlager an Feuerwerkskörpern zum Vorschein brachte, das wir je gesehen hatten, wie ein zu groß geratenes Kind, das einen versteckten Vorrat Spielsachen hortet, und sie in die frühen Morgenstunden abschießt. Scheißkorrupt, sagtest du. Sie sind gesetzlich verpflichtet, das Zeug abzugeben, und was macht er? Typisch irischer Bulle – hat sie irgendwelchen Kids abgeknöpft. Einer der Stanleys kam auf mich zu, um mir sein Beileid auszusprechen, und ich spürte, wie mich eine Welle von Schwindel erfasste; er streckte die Hand aus, und obwohl ich zutiefst bewegt war, kam mir der Gedanke, dass ihn vielleicht bloß eine morbide Neugier motivierte. Ich zielte auf seine Wange und drückte stattdessen einen feuchten Kuss auf seinen Hals, ein Spasmus der motorischen Steuerung, die kurzfristig daneben gegangen ist; ich wich zurück und musterte diesen Mann, dessen langes strähniges Haar über den Schädel gekämmt war, um die kahle Stelle zu verdecken, der jeden Abend eingeschlafen und jeden Morgen erwacht war mit seinem unrasierten Kinn auf einem nur wenige Meter von meinem entfernten Kissen, der die gleiche Straße zur gleichen Bushaltestelle hinuntergegangen war wie ich, ohne mit einem von uns auch nur ein einziges Wort zu wechseln, einen einzigen Blick, Tag für Tag über Jahre hinweg.

 

Übersetzung: Barbara Jung